vor gut einem Jahr hat das Europäische Parlament ein weitreichendes Klimagesetz verabschiedet, nach dem Europa bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, beschlossen wir, dass die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert werden sollen. In der Plenarsitzung im Juni hat die Kommission nun mehrere Gesetzesvorschläge im Rahmen des „Fit-for-55“ Paketes vorgelegt, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen.
Für uns als Union war von Anfang an klar, eine erfolgreiche Umsetzung der gesteckten Klimaziele ist nur möglich, wenn wir unsere Bürgerinnen und Bürger und die europäischen Unternehmen auf diesem Weg mitnehmen. Uns bringen die höchsten Klimaziele keinen Erfolg, wenn Jobs in Drittländer mit weit weniger Klimaschutz abwandern und das tägliche Leben unbezahlbar wird. Durch die Corona-Krise und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind Verbraucherinnen und Verbraucher sowie die Industrie schon heute stark belastet.
Schon im Vorfeld der Plenarabstimmungen war klar, dass es zwei Themen geben wird, die besonders strittig sind:
1. Setzen wir nur noch auf E-Mobilität oder geben wir auch anderen alternativen Kraftstoffen eine Chance?
2. Die Reform des Emissionshandels. Unternehmen müssen für jede emittierte Tonne CO2 eine Berechtigung erwerben. Insgesamt sollen diese Berechtigungen nach und nach verringert und somit auch verteuert werden. So sollen Anreize für Unternehmen geschaffen werden, in klimafreundliche Technologien zu investieren.
Die Ergebnisse sind ernüchternd. Grüne, Linke und große Teile der europäischen Sozialdemokraten und Liberalen haben mit knapper Mehrheit gegen eine technologieoffene Forschung gestimmt und dem Verbrenner den Todesstoß verpasst. Das Verbot des Verbrenners umfasst dabei auch alternative Kraftstoffe wie zum Beispiel E-Fuels.
Als Union hatten wir bis zuletzt darum gekämpft, technologieoffene Forschung zu ermöglichen. Auch wir glauben an eine gute Zukunft für die E-Mobilität, wollen uns aber einer Alternative, die in Europa hunderttausende Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferern erhalten würde, nicht von vorneherein verschließen.
Was die anderen Parteien zudem bewusst außen vorlassen, auch E-Autos emittieren CO2, wenn man die Herstellung der Fahrzeuge und die Produktion des Stroms mit einrechnet. Für batteriebetriebene PKW sind zudem kritische Rohstoffe wie Lithium notwendig.
Bei der vorgeschlagenen Reform des EU-Emissionshandels lag ein guter Kompromissvorschlag auf den Tisch. Eine knappe Mehrheit von Linken, Grünen, Sozialdemokraten und Rechtsradikalen lehnte diesen aber in der Schlussabstimmung ab, weshalb dieser für Nachverhandlungen zurück in den zuständigen Ausschuss verwiesen wurde. Dort konnte eine Einigung erzielt werden, über die in dieser Woche erneut abgestimmt wurde. Die EVP konnte wichtige Ergebnisse für Industrie, Bürger und Umwelt erreichen.
Uns war dabei der Ansatz Dekarbonisierung statt Deindustrialisierung wichtig. Wir setzen uns für eine Lösung ein, mit der wir die Klimaschutzziele erreichen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und Arbeitsplätze schützen.
In den letzten Tagen und Wochen wurde einmal mehr deutlich, Grüne, Linke und Sozialdemokraten verrennen sich immer weiter in ihrer Fantasiewelt, die weder etwas mit Realpolitik noch mit der realen Welt der Bürgerinnen und Bürger zu tun hat. Wir werden den Klimawandel global nur stoppen können, wenn wir in Europa mit gutem Beispiel vorangehen. Dafür muss die Transformation unserer Industrie und Gesellschaft ökologisch, aber auch ökonomisch nachhaltig durchgeführt werden.
Für mich gehört auch der Atomstrom vorübergehend wieder mit dazu. Wir müssen jetzt jede verfügbare Energiequelle nutzen, die uns unabhängig von Russland, verlässlich und erschwinglich mit Strom und Wärme versorgen kann.
Wer sich das Heizen der Wohnung oder das warme Wasser nicht mehr leisten kann, wird sich auch keine Gedanken über nachhaltig produzierte Lebensmittel oder in Europa produzierte Waren manchen!
Die Kommission hat dies leider ebenfalls noch nicht verstanden und veröffentlicht neue Vorgaben, die deutliche Ertragsreduzierungen der Landwirte zur Folge haben und damit die weltweite Ernährungssicherheit zusätzlich bedrohen. Die von der Kommission vorgeschlagene Renaturierung landwirtschaftlicher Nutzflächen und die massive Einschränkung des Pflanzenschutzes würden zu erheblichen Ernterückgängen führen und die Ernährungssicherheit in Europa gefährden.
Ich trete weiterhin dafür ein, dass die Energiesicherheit und die Versorgungssicherheit oberste Priorität haben.
Ihr Ralf Seekatz
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